Mittagessen kostenlos – seit Januar 2019 – wo und für wen?

Ende letzten Jahres hat der Münchner Stadtrat, d.h. der Sozialausschuss, beschlossen, dass ab Januar 2019 nicht mehr nur Senioren mit Grundsicherung, sondern auch Senioren, die von unter 1.350 € monatlich leben und weniger als 20.000 auf der hohen Kante haben, in allen Alten- und Service-Zentren (ASZ) der Stadt kostenlos essen können. Dafür stellt die Stadt jedem der 30 ASZ 6.000 € jährlich in Aussicht. Die Summe von 1.350 € entspricht laut Armutsbericht 2017 der Landeshauptstadt München der Armutsrisikogrenze. Das Angebot richtet sich nur an Bewohner des jeweiligen Stadtbezirks. Ich dachte zuerst, man könnte auch als jüngere Rentner*in von dieser Maßnahme profitieren, aber in dem Stadtratsbeschluss wird ausschließlich auf Senioren und nicht auf Rentner Bezug genommen.  

Die Maßnahme konnte in einigen ASZ sofort umgesetzt werden. So zum Beispiel im ASZ München West. Ich habe dort einmal Probe gegessen und mich mit meinen Tischnachbarn unterhalten. Die Frau rechts von mir war mit ihrem Lebensgefährten dort. Sie hat ganz schwärmerisch gemeint: „Ach, diese Soße ist ja heute wieder ganz ausgezeichnet“. Wir hatten Reis mit Hähnchengeschnetzeltem und Grillgemüse. Vorher gab es eine Suppe und nachher Kirschkompott. Das hab ich auch schon ewig nicht mehr gegessen. In meiner Kindheit gab es das öfter. Der Herr links von mir hatte Strudel mit Schokosoße, offensichtlich ein ganz ein Süßer. Er ist während des Essens kurz verschwunden, um seine Freundin, die noch beim Friseur war, abzuholen. Dann kam er, mit ihr im Rollstuhl, wieder zurück. Sie hatte auch den Strudel gewählt. Der ASZ Schwabing West bietet von Montag bis Mittwoch diesen Mittagstisch. Der Mittagstisch am Donnerstag ist beschränkt auf andere Teilnehmer*innen. Man kann jeweils zwischen zwei Gerichten (fleischig oder vegetarisch, dazu gehört auch Süßes) auswählen. Es werden bis zu 35 Personen bewirtet. Die Gästeliste umfasst 100 Personen, davon 10 im neuen Format, immerhin schon 10%. Frau Franke, die zuständige Sozialarbeiterin hat mir das Prozedere genau erklärt - wie man seine z.B. seine Berechtigung nachweist, welche Formblätter auszufüllen und zu unterschreiben sind. Wenn man als Teilnehmer*in aufgenommen ist, bekommt man jeweils ein Formblatt, auf dem man für die nächste Woche eintragen kann, an welchen Tagen man kommen und was man dann essen möchte. Frau Franke hat betont, dass es bei ihnen schon eine Warteliste gibt (egal, ob man zu den zahlenden oder den nicht zahlenden Essern gehört) und dass wirklich nur Bewohner des BA 4 Schwabing West sich anmelden können. Sie glaubt, dass andere ASZ, die erst kürzlich einen Mittagstisch eingerichtet haben, eher noch Kapazitäten haben könnten.

Da unser Büro in Schwabing Freimann, BA12, liegt, habe ich mich auch an das ASZ Schwabing Ost in der Siegesstraße gewandt. Sie haben einen neuen Mittagstisch eingerichtet und sind noch dabei, sich den idealen Caterer zu suchen. An dem Tag, an dem ich dort angerufen habe, hatten sie selbst gekocht (Geschnetzeltes mit Reis). Sie haben im Moment die Möglichkeit, 10 Personen zu verköstigen. Die Liste derer, die das Mittagsangebot nutzen, ist ca. 3 x so hoch. Darunter sind sowohl zahlende Menschen als auch solche, für die das Sozialamt die Kosten übernimmt sowie Menschen, die das neue Modell in Anspruch nehmen. Es kann im Moment aber leider niemand mehr dazukommen.  

Als ich mich von meinen Tischnachbarn im ASZ Schwabing West verabschiedet habe, wurde ich gleich gefragt, ob ich auch bald wiederkommen würde. Die Atmosphäre war sehr nett und locker.
Hanne Kamali