Der Bericht Lieve Leirs zeigt eindrucksvoll auf, von wie vielen Faktoren die persönliche Mobilität von Menschen mit Behinderungen abhängt. Neben funktionierenden und funktionalen Hilfsmitteln ist ein barrierefreier Außenraum und sind von jedermann nutzbare Verkehrs- und Fortbewegungsmittel entscheidende Voraussetzungen für deren Verwirklichung. Die Schaffung diesbezüglicher Standards und intensive Kontakte mit der Verwaltung zu deren Umsetzung bilden daher den Kern der Tätigkeit unseres Facharbeitskreises Mobilität des Behindertenbeirats der Stadt München.  

Haben wir uns in vielen Jahren vor allem mit den Anliegen von Rollifahrern befasst, so sind in den vergangenen Jahren Menschen mit anderen (Mobilitäts)einschränkungen und Menschen mit Sinnesänderungen in unser Blickfeld geraten.

Und dann gibt es Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen mit psychischen Behinderungen.

Die Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung versuchen wir immer mal wieder mitzudenken, aber in diesem Bereich gibt es noch viel zu tun. Erstmalig werden in diesem Jahr Menschen mit geistiger Behinderung im Behindertenbeirat mitarbeiten - allerdings nicht im FAK Mobilität. Hier wird der Beirat neue Erfahrungen machen, die auch wir für unsere Arbeit nutzen können.

Derzeit versuchen wir gemeinsam mit der MVG die Beschilderung im gesamten U-Bahnbereich zu verbessern. Umso eindeutiger die Beschilderung ist, umso mehr können sich auch Menschen mit geistiger Behinderung orientieren. Dabei sind Piktogramme sehr wichtig, da sie Wiedererkennungswert haben. Das meinen wir, aber die Menschen mit geistiger Behinderung haben vielleicht ganz andere Vorschläge. Sie orientieren sich bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln im Rahmen ihres Fahrtrainings in der Regel individuell und wir könnten aus diesen Erfahrungen lernen.

Auf dem Magen liegen mir die Anliegen von Menschen mit psychischen Behinderungen. Deren Forderungen können wir nicht umsetzen. Ein jahrelanges Mitglied unseres FAKes muss erleben, dass wir nichts für ihn und die vielen anderen Menschen, die leiden, tun können. Wir können nicht dafür sorgen, dass weniger Menschen mir den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, dass Werbung aus Bus, Bahn und Tram entfernt oder dass beim Ein- und Aussteigen nicht gedrängelt wird, um nur einige Beispiele zu nennen. Hier gibt es keine Perspektive.

Ganz anders bei blinden und stark sehbehinderten Menschen. Hier gibt es gute Möglichkeiten zur eigenständigen Orientierung - Bodenindikatoren, Handlaufbeschriftungen und kontrastreiche Gestaltung sind die wichtigsten Mittel. Es wäre sehr einfach, diese Anliegen umzusetzen, denn dafür gibt es Normen. Trotz dieser guten Grundlagen ist es schwierig, diese Vorgaben mit der Verwaltung und der Politik umzusetzen. Auch hier entpuppt sich die Veränderung mal wieder als eine Schnecke, aber wir bleiben dran.

Für die sehbehinderten Menschen gibt es inzwischen einige gute Ansätze: kontrastreiche Fahrtzielanzeiger (leider nicht überall), größere Schriften und z. T. eine bessere Beleuchtung.  

Und die gehörlosen Menschen: In den Aufzügen gibt es kein Kommunikationssystem für sie. Hier sind wir mit anderen auf der Suche.

Das sind nur einige Beispiele. Und damit der Artikel ein gutes Ende hat: Die RollifahrerInnen können bald ohne zu hoppeln zum Hofbräuhaus fahren - auch ein langes Projekt, aber mit einem guten Ende.

Brigitte Neumann-Latour