Barrierefreiheit und Museen in historischen Gebäuden passen oftmals nicht recht zusammen. So auch in München: Die Sammlung Schack  oder die Antikensammlungen sind nach wie vor nicht barrierefrei, andere Museen, wie die Glyptothek oder das Museum Fünf Kontinente ermöglichen einen barrierefreien Zugang nur etwas umständlich, nämlich durch die Hintertür.

Ähnlich war es bis vor kurzem im so genannten Hildebrandhaus, der für den Bildhauer Adolf von Hildebrand Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Villa. In ihr ist  jetzt die Monacensia untergebracht, das Münchner Literaturarchiv mit seinen bedeutsamen Nachlässen Münchner Schriftsteller und damit in Zusammenhang stehenden literarischen Ausstellungen. Bereits die vier Treppenstufen am Eingang verwehrten Rollstuhlfahrer den Zutritt und im Gebäude konnten die einzelnen Stockwerke mangels Aufzügen nicht erreicht werden. Zwischen 2013 und 2015 wurde das Hildebrandhaus jedoch saniert und seit Dezember 2016 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Wenn man sich dem Gebäude von der Ismaninger Straße kommend nähert, fällt zunächst an der Südostseite des Hauses ein gläserner Anbau auf, der das neue Café der Monacensia, das „Mon“, beherbergt und gleichzeitig einen barrierefreien Zugang ins Gebäude ermöglicht. Wer diesen Weg wählt, kommt sodann durch das wieder geöffnete große Ateliertor ins historische Gebäude. Die Ausmaße dieses ersten großen Atelierraums scheinen den Besucher zunächst förmlich zu erschlagen. Eine bis zur Decke reichende, mit Büchern bestückte Regalwand, Café- und Lesetische sowie die riesigen, die Natur ins Haus holenden Atelierfenster verleihen dem Raum jedoch eine angenehme Atmosphäre, die zum Verweilen und Schmökern in einem der Bücher einlädt. Das sollte man jedoch nicht zu lange tun, denn die daran anschließenden weiteren Atelierräume beherbergen noch die sehr sehenswerten Dauerausstellungen »Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann. Von der Bohème zum Exil« und »Das Hildebrandhaus - Biografie einer Künstlervilla«. Außerdem gelangt man erst nach diesen beiden Räumen zum Haupttreppenhaus, das früher allein über den erwähnten, nicht barrierefreien Haupteingang erreichbar war und von dem aus die einzelnen Etagen des Hauses erschlossen werden.
In diesem Bereich finden auch Sonderausstellungen statt, so gegenwärtig eine Schau über das Verhältnis von Heinrich Mann zu seinem Neffen Klaus (noch bis zum 13.01.2018). Allerdings befindet sich diese im so genannten Mezzanin, also einem nur über Treppenstufen erreichbaren Zwischengeschoss zwischen Parterre und erster Etage. Rollstuhlfahrer bleiben aber dennoch nicht ausgeschlossen. Sie gelangen mit einem Lift von dem unterhalb gelegenen Atelierraum ins Mezzanin. Und ein weiterer Aufzug erschließt die übrigen Etagen, insbesondere das Untergeschoss mit Behindertentoilette und Garderobe.

Zusammenfassend wurde durch  die Sanierung das Gebäude in einer Weise  „ertüchtigt“, dass ein bislang für Rollstuhlfahrer verschlossener und für Mobilitätseingeschränkte nur bedingt geeigneter Raum ohne Weiteres besucht werden kann. Auch dies ist ein Aspekt der viel diskutierten und in Sonntagsreden so oft beschworenen Inklusion und sollte daher Auftrag und Ansporn für alle sein, die Museen in historischen Gebäuden betreiben.  
Wer jetzt neugierig geworden ist und der Monacensia einen Besuch abstatten möchte: Das Hildebrandhaus befindet sich in der Maria-Theresia-Straße 23 /Ecke Siebertstraße und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Dazu braucht man lediglich in der Innenstadt die Straßenbahnlinie 16 Richtung Sankt Emmeran zu nehmen und an der Haltestelle Holbeinstraße auszusteigen. Von dort sind es etwa 150 m. Der Eintritt ist frei.

Wolfgang Vogl