Dieser Begriff wurde von der Stiftung Leben pur für supertolle neue WC-Anlagen für Menschen mit Behinderung geprägt. Für Menschen, die dieses Projekt nicht kennen, erschließt sich der Begriff nicht selbstverständlich. Es dürfen ja nicht „alle“ rein in diese WCs.

Begriffsklärung am Beispiel Dusche. Am Flughafen München gibt es nicht nur eine wunderbare Toilette für alle, sondern auch eine Dusche für alle. Den Schlüssel, der kein Euro-Schlüssel ist, kann man sich, wenn man einen Schwerbehindertenausweis hat, holen. Die Dusche bietet alles, was ein Mensch mit Handicap zum Duschen braucht, von der Liege über den Lifter bis zu flauschigen, frischen Handtüchern. Also sehr exklusiv, einerseits in der Bedeutung des Wortes „höchsten Ansprüchen genügend, vornehm und vorzüglich“ und andererseits auch in der Bedeutung „ausschließlich einem bestimmten Personenkreis oder bestimmten Zwecken, Dingen vorbehalten“ (beide Zitate aus dem Duden). Das Gegenbeispiel ist nun die Dusche am Reifinger See. Das ist auch eine Dusche für alle. Der Duschkopf ist an der Hausmauer außen befestigt. Man steht im Freien, gleich neben den Tischen des Kiosks, drückt auf den Knopf und genießt die kühle Dusche. Diese Dusche ist für alle da, egal, ob Mann, Frau oder Kind, klein oder groß, im Rollstuhl oder zu Fuß, ausländisch oder einheimisch – d.h., solange er oder sie damit klar kommt. Diese Dusche ist inklusiv, hier wird Inklusion praktiziert. Nun zu meiner Schlussfolgerung. Wir alle wollen Inklusion im Sinne von: jeder gehört dazu. Aber es gibt Situationen in denen Exklusivität von Vorteil ist, weil durch sie sicher gestellt wird, dass jeder und jede Behinderte, egal mit welcher Behinderung, klar kommt. Diese Exklusivität ist bei allen WCs mit Euro-Schloss gegeben und auch wichtig, einerseits wegen ihrer rollstuhlgerechten Einrichtungen, andererseits wegen der Tatsache, dass diese WCs weitaus sauberer hinterlassen werden als die anderen. Das ist für Menschen mit Handicap sehr wichtig. Welcher Rollifahrer kann sich schon im Stehen über der Schüssel schwebend halten?

Hanne Kamali